Frankreich und die DDR

Propaganda statt Zusammenarbeit

Auch wenn in diesem Dossier zumeist von deutsch-französischen Beziehungen gesprochen wird, darf nicht vergessen werden, dass es sich dabei streng genommen um westdeutsch-französische Beziehungen handelte. Denn das Verhältnis zwischen Frankreich und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) erreichte zu keinem Zeitpunkt die Intensität, wie sie von Charles de Gaulle auf seiner Deutschlandreise 1962 gegenüber der Bundesrepublik bezeugt wurde.

Distanziertes Verhältnis zwischen Frankreich und der DDR über Jahrzehnte

Die stetige Annäherung zwischen der Bundesrepublik und Frankreich wurde in der DDR zunächst äußerst kritisch beäugt. Im ersten Jahrzehnt nach ihrer Gründung 1949 sollte eine engere Zusammenarbeit der DDR mit Frankreich sogar durch Propagandamaßnahmen verhindert werden. Gleichzeitig wurde mit diesen Aktionen die Bundesrepublik bei den Franzosen diskreditiert, indem vor den angeblich imperialistischen Absichten der Regierung Konrad Adenauers im Zuge der Wiederbewaffnungspläne Westdeutschlands gewarnt wurde.

Für Charles de Gaulle stand eine Anerkennung der DDR nicht zur Debatte, da es sich in seinen Augen bei der DDR um ein sowjetisches Konstrukt ohne demokratische Legitimation durch die eigene Bevölkerung handelte. Die Zugehörigkeit Ostdeutschlands im Ost-West-Konflikt zum sowjetischen Lager erschwerte zusätzlich die Beziehungen zu Frankreich und so kam es, anders als mit der Bundesrepublik, erst relativ spät zu offiziellen Kontakten auf höchster Ebene.

Erste kulturelle Kontakte entstanden deshalb abseits einer offiziellen Anerkennung. Beispiele dafür sind die im April 1958 eingerichteten Échanges Franco-Allemands (EFA), die in Paris für die Deutsche Demokratische Republik werben sollten, die Kommunal- und Städtepartnerschaften ab Oktober 1959 und die im Februar 1962 in Ostdeutschland gegründete Deutsch-Französische Gesellschaft (Deufra). Es dauerte schließlich bis 1973, ehe Frankreich die DDR als eigenständigen Staat anerkannte (für weitere Infos s. auch BpB).

Einen herben Rückschlag für die ostdeutschen Bemühungen um eine engere Verbindung zu Frankreich stellte der Élysée-Vertrag vom 22. Januar 1963 dar. In der Folge gelang es der DDR nicht mehr, das stetig inniger werdende Verhältnis zwischen Westdeutschen und Franzosen zu durchdringen. Genauso wenig Erfolg hatte die DDR darin, ihren Ruf in Frankreich aufzuwerten und die gegenseitigen Beziehungen kühlten sich zunehmend ab. Erst zum Ende der 1980er Jahre, mit dem Staatsbesuch Erich Honeckers vom 7. bis 9. Januar 1988 in Paris, verbesserte sich das Verhältnis zwischen Ostdeutschen und Franzosen wieder etwas, bevor die DDR wenige Jahre später bereits Geschichte war.

Verwendete Literatur

  • Miard-Délacroix, Hélène: Im Zeichen der europäischen Einigung. 1963 bis heute, Darmstadt 2010 (WBG deutsch-französische Geschichte 11).
  • Wentker, Hermann: Außenpolitik in engen Grenzen. Die DDR im internationalen System 1949-1989, München 2007.

 

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